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Sport hilft bei Depressionen so gut wie Antidepressivum
Sport ist gesund, das weiß jeder. Dass Sport aber auch eine heilsame Wirkung hat, auch bei Depressionen, dürfte vielen neu sein. Es ist wissenschaftlich erwiesen, hat also eine hohe Evidenz, dass Laufen, Schwimmen, Trainieren – sportliche Bewegung in jedem gesunden Maß eine hohe Wirksamkeit auf depressive Zustände hat.
Woher weiß man, dass Sport so gut wie Antidepressiva wirkt?
Wissenschaftler um Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Henning Budde von der Medical School Hamburg (MSH) hat in einer großen Meta-Analyse von Einzelstudien herausgefunden, dass sportliche Betätigung bei Depressionskranken und Menschen mit Angststörungen so gut wie eine Behandlung mit Antidepressiva oder Anxiolytika wirken kann. Die Gesamtanalyse aller bekannten Studien zu dem Thema Sport und Psychopharmaka in Verbindung mit Depressionen zeigt dies mit beeindruckender Evidenz.
Der Wissenschaftler Henning Budde veröffentlichte über 100 Artikel in peer reviewed Zeitschriften in der Bewegungsneurowissenschaft.
Sehen Sie sich hier eine Publikation aus San Diego vom 10. November 2013 zur Meta-Analyse von Prod. Dr. Henning Budde an.
Warum wirkt sich Sport so positiv auf die Psyche aus?
Sport wirkt positiv auf den Serotoninspiegel. Sportliche Betätigung steigert den verfügbaren „Pegel“ des Botenstoffes Serotonin ( 5-Hydroxy-Tryptamin / 5-HT). Außerdem wirkt Sport positiv auf die noradrenerge Transmission im Gehirn.
Steigerung der noradrenergen Transmission? Was ist das?
Was ist die noradrenerge Transmission? Es ist die Übertragung von Informationen auf neuronaler Ebene mittels Noradrenalin. Dieses Noradrenalin ist wie Serotonin ein Aminneurotransmitter. Es handelt sich, wenn man die Noradrenalinhypothese und die Serotoninhypothese zugrunde legt, um Botenstoffe, die im zentralen Stoffwechsel einen entscheidenden Einfluss (auch) auf die subjektive Stimmung des Menschen haben können.
Sport lässt im Limbischen System neue Nervenzellen wachsen
Das Limbische System im Gehirn ist entscheidend für vieles, was an unwillkürlichen Prozessen im Gehirn abläuft: Sexualtrieb, Angriff, Flucht, Angst usw.
Zum Limbischen System zählen die Amygdalae (Mandelkerne), der Gyrus cinguli (Gürtelwindung), der Gyrus parahippocampalis (wörtlich: Gürtel entlang dem Hippocampus), der Hippocampus (die Weiche oder Schaltstelle zwischen Langzeitgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis) und der Corpus mamillare (Mammillarkörper).
Hier entstehen Beiträge über die Amygdalae.
Wenn im Limbischen System neue Nervenzellen wachsen, wirkt sich das günstig auf die Verbindung dieser Hirnbereiche aus – und in der Summe positiv auf das Erleben des Menschen. Vereinfacht ausgedrückt:
Wenn es schlecht läuft im Limbischen System: Solange die Mandelkerne mit anderen Bereichen des Limbischen Systems zu wenig kommunizieren, sind Angstreaktionen eher an der Tagesordnung, als wenn eine aufkommende Angst in einen Bezug gesetzt werden kann, z. B. zu bereits abgespeicherten Erfahrungen.
Sport kann alles in eine positive Bewegung bringen.
Braucht die Menschheit wegen der in der Mega-Analyse bewiesenen Wirksamkeit von Sport keine Antidepressiva mehr?
Leider ist es nicht so einfach. Denn hier zeigt sich – wie auch sonst bei der Untersuchung der wahrscheinlichen Ursachen von Depressionen – eine Wechselwirkung.
Sport ist hochwirksam – aber natürlich nur, wenn man Sport treibt
Menschen mit Depressionen sind oft träge und gehen daher kaum zum Sport. Nun drehen wir diesen Satz um und überprüfen seine Wirksamkeit: Können Menschen, die viel herumsitzen, sich ungesund ernähren und grübeln, in besonderem Maße Depressionen entwickeln? Man braucht nicht viel Phantasie, um die gegenseitige Wechselwirkung zu verstehen.
Auch hier Da Sport kaum Kosten verursacht, kaum unerwünschte Wirkungen hervorruft und im Gegensatz zur Psychotherapie auch nicht so viel Zeit benötigt, sehen Budde und Mitarbeiter darin eine gute Ergänzung zu den anderen Verfahren.
Glück ist ein Ergebnis, keine Glücksache
Sich regen bringt Segen. Ein uralter Spruch mit bemerkenswerter Aktualität.
Wer heute als Arzt eine Krankenhausabteilung zur Behandlung von Depressionen übernimmt, sollte einen Fitnessraum und eine Laufbahn im Krankenhaushof in Erwägung ziehen.
Wer sich niedergeschlagen fühlt, rafft sich am besten auf und beginnt zu laufen. Das kostet Überwindung. Und bringt ein Geschenk an sich selbst mit sich, das man für Geld nicht kaufen kann: eine tiefe Zufriedenheit mit dem, was man trotz Schwierigkeiten gestemmt hat. Diese Zufriedenheit wiederum lässt rezeptfrei weitere Botenstoffe im Gehirn aktiv werden.